Kunstprojekt in der CulArta Laax

Am Donnerstag, 10. Januar 2019 verbrachten die 13 Schüler*innen der 2. Oberstufe der TalentSchule.Surselva einen Projekttag unter dem Titel «Begegnungen mit Kunst» in der CulArta in Laax.

Gleich zu Beginn führte uns die Kuratorin und Gastgeberin Yvonne Gienal durch die beiden Stockwerke, die mit der ersten Ausstellung bespielt waren. Schon die ersten Reaktionen der Schüler*innen zeigten, dass viele von ihnen bisher noch nie so direkt mit Kunst in Berührung gekommen waren. Das kunstpädagogische Geschick von Yvonne vermochte sie aber schnell für die Bilder, Skulpturen und Installationen zu faszinieren. Der Rundgang war denn auch mehr als eine Führung: Die Jugendlichen wurden in Geschichten hinter den Werken und über ihre Erschaffer, in technische Fragen und ästhetische Diskussionen verwickelt und immer wieder zum Handeln und Stellung-Beziehen eingeladen. Nach und nach wich die anfängliche Skepsis (ah…. das soll Kunst sein???) einer neugierigen Haltung. 

Eine bleibende Begegnung

Im zweiten Teil der Vormittages wurden die Schüler*innen in Bezug auf ihre Offenheit gegenüber Kunst noch um ein Level mehr herausgefordert. Plötzlich stand Luis Coray, Künstler aus Laax, der selber auch mit grossen Werken in den Räumen präsent war, zwischen den Jungendlichen und zeigte, was es heisst, eine Performance life aufzuführen. Ohne grosse Erklärung begann er eine Mischung aus Gesang, vorgetragenem Gedicht, Musikimprovisation auf selbst gebauten Instrumenten – angereichert mit theatralen Elementen und nahm damit schnell den ganzen Raum ein. Die Schüler*innen waren anfänglich sichtlich irritiert über so viel Präsenz und Energie von einem „älteren“ Herrn und wussten nicht so recht, was mit dieser Aufführung anzufangen sei. Als er sie schliesslich in seine Performance einband, wurde schnell klar, dass einige damit überfordert waren, andere sich aber spontan und unkompliziert auf diese neue Erfahrung einlassen konnten. Nach einigen skurrilen bis heiteren Momenten wechselte Luis den Modus und begann, die Entstehungsgeschichte seiner Werke im Raum zu erklären. Da er auch diesen Teil nicht ganz frei von Performance gestaltete, blieb dieser „Künstler“ den Jugendlichen noch lange in nachhaltiger Erinnerung. 

Einstieg in das eigene Schaffen

Gegen Mittag verliess uns Luis wieder und Yvonne führte den ersten kreativen Auftrag ein. Wir starteten vor einer Stoffinstallation mit aufgedruckten unfreundlichen Zitaten über die Bündner, welche Yvonne zur Ausstellung beigetragen hatte. Anfänglich dominierte die Empörung über die abfälligen Bemerkungen über die Bündner, welche alle aus Foren oder Leserbriefen stammten, die Diskussion. Gab es offenbar noch eine andere Wahrnehmung von Graubünden als die sympathische Ferienecke der Schweiz? Wie kommen Menschen dazu, die Bündner kollektiv als rückständige Subventionsräuber zu bezeichnen? Darf man das in einer Zeitung überhaupt? Nach der Diskussion über Wahrnehmung, Kunst- und Meinungsfreiheit lenkte Yvonne das Interesse der Schüler*innen auf die Technik. Sie hatte alle Zitate und Textfragmente mit Lavendeldruck auf Leintuchstreifen übertragen und an einem Wäscheständer präsentiert. Um die Erstellung eines eigenen Lavendeldrucks ging es dann am Nachmittag. 

Collage und Decollage

Als Ausgangsmaterial dienten den Schüler*innen eigene Fotos, welche sie mit den Handy von sich in der Ausstellung oder der schönen Umgebung der CulArta anfertigten. Sie setzten sich bewusst in Szene. Aus den verschiedenen Ausdrucken fertigten die Schüler*innen eine Collage über sich selber an. Damit sollte zum Ausdruck kommen, dass ein Mensch immer mehrere „Erscheinungen“ hat und aus verschiedenen Perspektiven wahrgenommen werden kann. Anschliessend wurden einzelne Fetzen oder Streifen aus der Collage wieder weggerissen. Mit dieser Decollage wurde eine Technik aufgenommen, welche in der Ausstellung ebenfalls präsent war und bei der Tour am morgen besprochen wurde. Diese neuen Zufallsprodukte dienten als Basis für eine Drucktechnik.

Handwerk mit Wow-Effekt

Der Lavendel-Druck ist eine ziemlich handwerkliche Technik: Die Kopiervorlage wird mit der Bildseite nach unten auf ein Stück Leintuch gelegt, mit Lavendel-Öl getränkt und mit der runden Seite eines Löffels so lange mit viel Druck bearbeitet, bis sich die Pigmente lösen und auf den Stoff übertragen. Da der Druck nicht immer überall gleichmässig erfolgt, entsteht ein spannendes Produkt, welches stellenweise gestochen scharf und sehr fotorealistisch wirkt, an anderen Stellen aber verschwommen bis abstrakt daherkommt. Durch Bügeln wurden die Ergebnisse schliesslich fixiert. 

Veredelung mit rotem Faden

Die fertigen Decollagen als Lavendeldruck auf Leintuch wurden schliesslich noch mit einzelnen kleinen Stickereien mit rotem Faden veredelt. Damit wurde – wieder eine Art roter Faden – die Technik einer anderen Künstlerin aus der Ausstellung aufgenommen, welche eine grossformatige Arbeit mit feinen, gestickten Seifenblasen aus rotem Garn präsentierte. Mit einer persönlichen Geschichte zur Entstehung dieses Werkes schloss Yvonne Gienal diesen begegnungsreichen Tag ab.